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Nordrhein-Westfalen trägt den Fluss bereits im Namen, das Ruhrgebiet und Ostwestfalen-Lippe nicht anders, 1500 Flusskilometer durchziehen das Bundesland. Die Flüsse waren oft der Grund für die Stadtgründung oder für die Ansiedlung von Industrie und Wirtschaft. Als Kanufahrer kenne ich die Flüsse in NRW auch als Naturparadiese und weiß, wo ich z.B. Eisvögel beobachten kann. Als Fotograf finde ich die Kulturlandschaft aber spannender und so bleibt in dieser Arbeit der Einfluss des Menschen immer sichtbar, oft sogar sehr deutlich.

Ruhrwiesen bei Schwerte im Morgennebel bei Sonnenaufgang. Die Naturparadiese, die es auch in NRW zuhauf gibt, sind nicht Teil dieser fotografischen Arbeit

Alle Aufnahmen wurden mit einer digitalen Mittelformatkamera erstellt. Bearbeitungen außerhalb von leichten Farb- und Helligkeitsanpassungen und dem Ausgleich der stürzenden Linien (wie bei einer Großbildkamera) habe ich nicht vorgenommen. Es wurde also nichts wegretuschiert oder hinzugefügt, um den dokumentarischen Charakter der Bilder zu erhalten.

Während meiner Arbeit kam es zur Flutkatastrophe vom Juli 2021, die alleine in Deutschland mindestens 184 Menschen tötete. Ich habe mich bewusst entschlossen, dazu nicht vor Ort zu fotografieren, es gab genug Fotografen, die dies getan haben und ich wollte nicht zusätzlich die Infrastruktur belasten.

Als im in Bonn im teilweise trockengefallenen Flussbett des Rheins stand, lag der Pegel bei 138 cm, im Dezember 1993 kam er an gleicher Stelle auf über 10 m. Anders als im Ahrtal liegt das nicht hauptsächlich an der Geografie und am Klimawandel, sondern auch an den vielen Veränderungen im Flusslauf und dem Wegfall der Überflutungsgebiete. Der Trend geht aber schon lange eher zur Renaturierung als zu weiterer Begradigung. Die Emscher hat sich in Dortmund schon sehr stark gewandelt, seit ich in den 90er Jahren hier hin zog, im weiteren Verlauf hat Sie immer noch den Charakter eines Industriekanals, aber auch das wird sich ändern. Der Strukturwandel erfasst auch die Flüsse.

Vollständig werde ich das Thema Flusslandschaften weder erfassen können noch wollen, aber ich habe noch ein paar Themen und Orte, die ich in Zukunft aufnehmen möchte. Die Seite wird also erweitert werden und ich überlege auch, ob ich hochaufgelöste Daten zu jedem Bild abrufbar machen werde, denn die Originale sind extrem detailreich und eignen sich für große Prints.

Wenn Sie mehr sehen möchten, besuchen Sie auch Ruhrstadt revisited, eine Website, auf der ich Dokumentarfotos des Ruhrgebiets aus den 90ern und von heute zeige.

Dortmund, im November 2021

Christian Westphalen

Gefördert durch ein Künstlerstipendium im Rahmen der NRW-Corona-Hilfen